Forschung
Unsere patientenbezogene Forschung zielt darauf ab molekular-immunologische Zusammenhänge in der Mensch-Umwelt-Interaktion besser zu verstehen, um mit diesen Erkenntnissen die Diagnostik und Therapie von Umwelt-bezogenen Erkrankungen zu verbessern.
Im Gegensatz zu epidemiologischer Forschung liegt unser Schwerpunkt hierbei auf seltenen monogenetischen Erkrankungen. Monogenetische Erkrankungen erlauben die direkte Verbindung eines Gendefektes, dessen immunologische Auswirkungen im Körper und den dadurch verursachten klinischen Symptomen zu untersuchen. Aus diesen Untersuchungen lassen sich immunologische Funktionswege besser verstehen und neue Diagnostik und Therapiewege ableiten.
Im Mittelpunkt unserer klinisch-wissenschaftlichen Forschungsarbeiten stehen sogenannte angeborene atopische Erkrankungen, d.h. eine Gruppe an monogenetischen Erkrankungen, welche sich mit Allergien oder Atopie-bedingten Symptomen als eines der Leitsymptome präsentieren.
Ein besonderer Schwerpunkt sind hierbei die Hyper-IgE Syndrome (HIES), eine Gruppe seltener angeborener Immundefekte. Im Kleinkindalter ähneln die HIES einer Neurodermitis. Im Krankheitsverlauf können bei HIES gehäufte Infektionen der Haut und Atemwege hinzukommen, die zu chronischen Schäden v.a. der Lunge führen können. Eine frühzeitige Diagnose ist daher essentiell, um irreversible Krankheitssymptome zu verhindern.
Da die Unterscheidung von angeborenen Immundefekten zu Erkrankungen wie Neurodermitis, Asthma oder Allergien eine Herausforderung darstellt, entwickeln wir seit vielen Jahren molekular-genetische Diagnostikverfahren.
Unsere Meilensteine auf diesem Gebiet der molekular-genetischen Diagnostikverfahren sind unter anderem:
- Erstbeschreibung der autosomal-rezessiven HIES-Form (Renner et al. J. Ped. 2004), jetzt als DOCK8-Defizienz bekannt
- Assoziation von STAT3-Gendefekten mit der autosomal-dominanten HIES-Form und niedrigen TH17-Zellen im Blut (Renner et al. NEJM 2007, Renner et al. JACI 2008)
- Komplexe molekulargenetische Diagnosestellungen (Spielberger et al. JACI 2012 und Hagl&Spielberger et al. SciRep 2018).
Zu verstehen, welche Auswirkungen die defekten molekularen Mechanismen auf die Krankheitsentstehung haben und wie diese im Zusammenhang mit der direkten Umwelt stehen, ist ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeit. Hierzu beschäftigen wir uns z.B. mit wiederkehrenden Infektionen durch das Bakterium Staphyloccocus aureus (Stentzel et al. Clin Infect Dis. 2017, van de Veen&Krätz et al. Allergy 2019).
Aufbauend auf den beiden vorangegangenen Schwerpunkten ist die dritte Säule unserer Forschung die Übertragung unserer Erkenntnisse in die Verbesserung und Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung (= Translationale Forschung).
Im Bereich der Verbesserung der Lebensqualität konnten wir aufzeigen, dass eine Therapie nach Leitlinien der Mukoviszidosetherapie für STAT3-HIES Patienten neben der Immunglobulinsubstitutionstherapie gewinnbringend ist (Kröner et al. Allergy 2020).
In der Entwicklung von innovativen Therapieansätzen gelang uns in den letzten Jahren ein großer Durchbruch. Mittels CRISPR/Cas9-basierten Geneditierungsverfahren gelang es uns in Bindegewebszellen und induziert pluripotenten Stammzellen (iPSCs) einen Gendefekt zu korrigieren und so die Zellfunktion wiederherzustellen (Eberherr et al. CRISPR J 2021). Unsere Vision ist, einen kurativen Therapieansatz für das STAT3-HIES zu entwickeln und mittels Zellersatztherapien in Zukunft irreversible Lungenschäden zu reparieren.
Wir bedanken uns an dieser Stelle für die großzügigen Forschungsförderungen von:
Deutsche Forschungsgemeinschaft
Wilhelm Sander-Stiftung
Helmholtz Future topic "Immunology and Inflammation" (ZT-0027)
Fritz Thyssen Stiftung
Job Research Foundation
Fritz-Bender-Stiftung
Christine Kühne – Center for Allergy Research and Education (CK-CARE)
Projekt Omnibus
und internen Förderprogrammen des Helmholtz Zentrum München, der LMU und TUM.